Mein einunddreissigster bester Schreibtipp für
bessere Texte
Was ist
»wissenschaftlich« am wissenschaftlichen Schreiben?
Wissenschaftliches
Schreiben unterscheidet sich deutlich vom Schreiben auf anderen Gebieten wie der
Schule oder im Journalismus. Aber was
ist eigentlich das Besondere am »wissenschaftlichen« Schreiben?
Es ist nicht ganz einfach, "wissenschaftliches
schreiben" so zu formulieren, dass es für alle Wissenschaften gültig ist.
Otto Kruse nennt in seinem UTB-Band «Lesen und Schreiben» folgende
Aspekte, die von den meisten Disziplinen bejaht werden:
Methodisch
begründetes Vorgehen
Eine wissenschaftliche Arbeit muss Auskunft geben,
wie das dargestellte Wissen gewonnen wurde, sei es aus eigenen Überlegungen,
aus den Forschungen anderer oder aus eigener Forschung. Der Prozess der
Erkenntnisgewinnung, der hinter dem Text steht, muss also offen gelegt und
reflektiert werden. Er muss für andere nachvollziehbar und nach Möglichkeit
auch reproduzierbar sein.
Objektivität
Wissenschaftliche Aussagen sollen frei sein von
subjektiven Urteilen und Meinungen der Untersucher. Wo Meinungen und Urteile
gefällt werden, müssen diese expliziert und begründet werden.
Systematik
Alles Wissen muss an die disziplinäre (manchmal auch
interdisziplinäre) Wissenssystematik des Faches angebunden werden. Wissen steht
nicht für sich allein, sondern ist immer im Kontext des bereits vorhandenen
Wissens darzustellen und einzuordnen.
Kritikgebot
Dogmatismus ist zu vermeiden, und zwar dadurch, dass
als Grundhaltung eine skeptische, kritische Haltung gegenüber dem Wissen
eingenommen wird. Dies bedeutet nicht, dass alles kritisiert werden muss, aber
wohl, dass alles Wissen, bevor es verwendet wird, kritisch geprüft wird.
Einhaltung von Darstellungskonventionen
Konservativ ist Wissenschaft in Bezug auf
Textnormen. Etablierte Konventionen, wie sie für einzelne Textgenres definiert
sind, müssen eingehalten werden.
Sprachliche und
terminologische Genauigkeit
Wissenschaft verlangt eine präzise, eindeutige
Sprache und Verwendung der im Fach üblichen Begriffe.
Christoph Frei
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