Dienstag, 7. Februar 2017


Mein sechsundzwanzigster bester Schreibtipp für bessere Texte





Kausalität II
Mit der Ursache-Wirkung Relation sollte immer vorsichtig umgegangen werden, nicht nur in den Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern auch in den sogenannten Hard Sciences. In allen Fächern kommt es auf die formale und logische Auswertung von Ergebnissen an.



Ein Beispiel:
Der häufige und ausdauernde Konsum von Ego-Shootern (sogenannte Ballerspiele) macht Jugendliche aggressiv und führt bisweilen zu Gewaltexzessen und Amokläufen an Schulen.

Dieses Thema ist lange und intensiv diskutiert worden, vor allem in Politik und Medien. Beinahe durchgängig sassen die Kommentatoren der Verwechslung von Korrelation und Kausalität auf, wobei noch nicht einmal eine belastbare Korrelation zwischen Amokläufen und Computerspielen gezeigt werden konnte. Und dennoch wurde, in einer abenteuerlichen Vereinfachung der jeweiligen Situation, ein Element des Sozialverhaltens Jugendlicher für die Taten verantwortlich gemacht, verbunden mit Verbotsforderungen. Genaue empirische Untersuchungen könnten bestenfalls eine Korrelation ausmachen, die, wie sich vermuten lässt, auch nur die konkrete Art der Tat betreffen dürfte. Kausalität würde für diesen Fall bedeuten, dass der Jugendliche auch in ganz anderen Familienverhältnissen hätte aufwachsen können, andere oder keine Gewalterfahrungen hätte durchleben müssen, andere Freunde hätte haben können, aber in allen Fällen gälte: Wenn er Ballerspiele in einem bestimmten Mass spielt, wird er Amokläufer. Kurz: Kausalität würde bedeuten, dass alle Spieler, die ein gewisses Mass überschreiten, zwingend Amokläufer werden.


Christoph Frei


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