Donnerstag, 29. Dezember 2016


Mein fünfter bester Schreibtipp für bessere Texte



Über den Gebrauch der Zeiten
In einem deutschen Satz wird die Zeitform des Präsens eher mit dem Perfekt kombiniert „Ich weiss, er hat mir die Wahrheit gesagt.“ und das Präteritum mit dem Plusquamperfekt „Ich wusste, er hatte mir die Wahrheit gesagt.“ Präsens und Präteritum lassen sich schwer in einem Satz kombinieren, was mit der Bedeutung der Zeiten zusammenhängt:

Das Perfekt weist als Vergangenheitsform darauf hin, dass das Geschehen für die Gegenwart bedeutsam ist. Ein wissenschaftlicher Text wird, weil er für die Gegenwart bedeutsam ist, meist in Präsens und Perfekt geschrieben. Das gilt auch, wenn über die Theorien bereits verstorbener Wissenschaftler geschrieben wird, sofern sie noch Gültigkeit haben.

Das Präteritum signalisiert eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit und wird in einem längeren Fliesstext eingesetzt, der Vergangenes schildert. Bei längeren historischen Passagen oder bei der Rekonstruktion des Fortgangs einer empirischen Untersuchung kommt das Präteritum zum Einsatz. 

Christoph Frei


Dienstag, 27. Dezember 2016



Mein vierter bester Schreibtipp für bessere Texte




Bisher haben sich nur wenige Autorinnen und Autoren von Stil-Ratgebern getraut, positive Beispiele für einen gelungenen Stil abzugeben. Negative Beispiele finden sich häufig, jedoch sind in diesen Fällen die Kriterien, weil nicht allgemein gültig, oft umstritten. Eine Ausnahme bildet der bekannte Semiotiker und Schriftsteller Umberto Eco, Autor des Romans «Der Name der Rose». Er unterbreitet in seiner Anleitung „Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt“ (1977) Vorschläge für bessere Formulierungen. Die ursprünglichen Texte stammen wohl von seinen Studierenden. In den Verbesserungsvorschlägen wurden die Texte entwirrt und gekürzt. Jeder Gedanke wird in einem eigenen Satz ausformuliert. Wertungen werden weggelassen.

Schreib nicht:
Der Pianist Wittgenstein, der Bruder des bekannten Philosophen, der den «Tractatus logico-philosophicus» verfasste, den viele für das Hauptwerk der zeitgenössischen Philosophie halten, hatte das Glück, dass Ravel für ihn das Konzert für die linke Hand schrieb, weil er seine rechte Hand im Krieg verloren hatte.

Schreib besser:
Der Pianist Wittgenstein war der Bruder des Philosophen Ludwig. Da er im Krieg die rechte Hand verloren hatte, schrieb Ravel für ihn das Konzert für die linke Hand.

Oder auch:
Der Pianist Wittgenstein war der Bruder des Philosophen und Verfassers des berühmten «Tractatus». Der Pianist Wittgenstein hatte die rechte Hand verloren. Darum schrieb Ravel für ihn ein Konzert für die linke Hand.

Christoph Frei

Donnerstag, 22. Dezember 2016



Mein dritter bester Schreibtipp für bessere Texte




Schreibprobleme hat jeder! Schreibkompetenz besteht nicht darin, keine Schreibkomplexe zu haben, sondern mit ihnen produktiv umgehen zu können. 

Wie das geht? 

Zum Beispiel, indem Du das Monster vor die Tür setzt und Dir sagst: Simplex sigillum veri. Einfach ist noch zu kompliziert, ein einfacher Text zu schreiben, ist einfach. Schreib so, dass man Dich versteht, und zwar auch Du. Das geht. 
Achte einmal auf die wunderbar einfache Prosa Ludwig Wittgensteins in den „Philosophischen Untersuchungen“, im Übrigen ein Text, der so wenig fertig wurde wie die Romane Franz Kafkas oder Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“.

Christoph Frei

 

Montag, 19. Dezember 2016

Mein zweiter bester Schreibtipp für bessere Texte






Du musst in einen Flow hineinkommen, aber wie? Du musst dich selbst erkennen und die Bedingungen schaffen, unter denen Du am erfolgreichsten sein kannst. Der Schreib-Flow ist ein schwer zu beschreibender Zustand, in dem alles fliesst, wie der Name sagt, und sich der Text wie von alleine schreibt und Dich am Schluss selber überrascht. Im Grunde ein bisschen wie eine Zen-Übung oder ein geistiges einrasten, so dass Du alles um Dich herum vergisst und vor allem gar nicht mehr realisierst, dass Du schreibst. 

Eine gute Vorbereitung ist allerdings Voraussetzung: Mir hilft zum Beispiel ein längeres Jogging, damit ich die innere Lockerheit erreiche, in der ich angeregt, aber nicht aufgeregt starten kann. - Das Schreiben ist eins, das Veröffentlichen ein anderes. Wann ist ein Text „fertig“? Auch hier verlasse ich mich auf meinen inneren Kompass.  Sehr nützlich finde ich die Vorstellung von „work in progress“.  Zu jedem Text kann und muss es Folgeversionen geben, also nicht gleich starten und ein Meisterwerk hinknallen wollen. Texte sind nämlich gar nie fertig.



Akademisches Lektorat: Meinzweiter be...

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Mein zweiter bester Schreibtipp für bessere Texte






Du musst in einen Flow hineinkommen, aber wie? Du musst dich selbst erkennen und die Bedingungen schaffen, unter denen Du am erfolgreichsten sein kannst. Der Schreib-Flow ist ein schwer zu beschreibender Zustand, in dem alles fliesst, wie der Name sagt, und sich der Text wie von alleine schreibt und Dich am Schluss selber überrascht. Im Grunde ein bisschen wie eine Zen-Übung oder ein geistiges einrasten, so dass Du alles um Dich herum vergisst und vor allem gar nicht mehr realisierst, dass Du schreibst. 
Eine gute Vorbereitung ist allerdings Voraussetzung: Mir hilft zum Beispiel ein längeres Jogging, damit ich die innere Lockerheit erreiche, in der ich angeregt, aber nicht aufgeregt starten kann. - Das Schreiben ist eins, das Veröffentlichen ein anderes. Wann ist ein Text „fertig“? Auch hier verlasse ich mich auf meinen inneren Kompass.  Sehr nützlich finde ich die Vorstellung von „work in progress“.  Zu jedem Text kann und muss es Folgeversionen geben, also nicht gleich starten und ein Meisterwerk hinknallen wollen. Texte sind nämlich gar nie fertig.