Mein einundzwanzigster bester Schreibtipp für
bessere Texte
Das Kompromissargument
„Die
Wahrheit liegt in der Mitte“, ist häufig zu hören. Das ist nicht mehr als eine
Phrase, mit der sich nichts begründen lässt. Und dennoch ist mitunter davon zu
lesen, dass die Mischung aus zwei Alternativen die richtige und logische Wahl
sein müsste. Möglicherweise stimmt das gelegentlich sachlich, formal ableitbar ist
ein solches Kompromissargument jedoch nicht.
Politische
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen muss darauf abzielen, dass sie sich im
Spektrum der demokratischen Mitte ansiedelt, weil extreme Haltungen und
Einstellung falsch sind.
Was man
auch immer vom Konstrukt „Mitte“ halten mag, so jedenfalls lässt sie sich und
ihre vermeintlich moralische oder
vermeintlich demokratische Überlegenheit nicht begründen. Formal ausgedrückt
heisst das Argument: Um weder von dem einen noch von dem anderen zu viel zu
haben, muss eine Mitte das Richtige sein. In manchen Dingen kann das eine
nützliche Lebenseinstellung sein. Ein logisches Argument ist es nicht. Im
erwähnten Beispiel haben wir es stattdessen mit einer ideologischen Setzung zu
tun.
Christoph Frei
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen