Meine
vierzehnte #beste Schreibempfehlung
7 MINI-TIPPS
Was
erfahrene Autoren empfehlen
1. Joan
Acocella macht einen historischen Perspektivewechsel für Schreibblockaden
verantwortlich: Writer’s block is a modern notion. Writers have probably suffered over their work ever
since they first started signing it, but it was not until the early nineteenth
century that creative inhibition became an actual issue in literature,
something people took into account when they talked about the art. That was
partly because, around this time, the conception of the art changed. Before,
writers regarded what they did as a rational, purposeful activity, which they
controlled. By contrast, the early Romantics came to see poetry as something
externally, and magically, conferred. Kurz: Vielleicht hilft es, wenn
wir uns nicht so sehr als Künstler, sondern eher als Handwerker sehen.
Anstreich- oder Autoreparierhemmung? Nie gehört. Auch die meisten Journalisten
können sich nicht erlauben, blockiert zu sein. Dafür stellen sie an ihre Texte
aber auch nur entsprechend realistische Ansprüche.
2. Anne
Gracie schreibt Liebesromane. Sie trickst sich so aus, wie sie sagt: I now
write the first draft of a scene by hand in notebooks. I deal with the anxiety/perfectionism by telling
myself it's "just scribble." Then I type it up onto the computer, telling
myself "it's just typing." By then it's a first draft, and I can work
on that. Auch das ist eine Möglichkeit, keine Angst aufkommen zu
lassen: Erst schreibt man mit der Hand in ein Notizbuch und sagt sich: „Ich
kritzel nur herum.” Dann überträgt man die Szene in den Computer und beruhigt
sich: „Ich tippe nur.“ Jedes Mittel ist recht, um den inneren Kritiker zum
Schweigen zu bringen.
3. Der
amerikanische Kriminalschriftsteller Don Winslow macht es sich einfach. Er
antwortet auf die Frage „Haben Sie jemals unter einer Schreibblockade
gelitten?“: No, but only because I refuse to believe in it. I’ll whistle past
that particular graveyard, thanks. Er weigert sich also daran zu glauben und
pfeift im dunklen Wald gegen seine Ängste an. Sinngemäss sagt er: „Schreibblockaden?
Welche Schreibblockaden? Ich sehe keine Schreibblockaden.”
4.
Leichter umzusetzen ist vermutlich sein nächster Tipp: I just write badly until
the good stuff comes. Er lässt sich also nicht dadurch irritieren, wenn er
schlecht schreibt, und macht einfach unbeirrt weiter, bis seine Einfälle besser
werden. Und was seinen Ansprüchen nicht genügt, liesse sich ergänzen, kann er
später umschreiben oder streichen.
5.
Catherine Ryan Hyde, ebenfalls eine produktive Autorin, hat diese Erfahrung
gemacht: sometimes … I feel a
tug against getting started. In this case, I formulate the first couple of
sentences, and force myself to open the file and type them. In almost every
case, I go on to finish the chapter or scene. Sometimes the only way to get
started is to start. Manchmal muss man sich eben zwingen, sprich:
einfach anfangen.
6. Cecily
von Ziegesar setzt auf folgendes Mittel gegen Schreibblockaden: for me reading
is the best way. Everybody's different
but I feel like reading inspires me. I go back to the books that I love where I
really love the writing, and I reread them. Sometimes I just pick up from the
middle or from just anywhere, and I'll just read a passage that I love. And
that'll get me wanting to write again. Sie liest also Geschichten, die sie
liebt, oder auch nur Passagen daraus, und lässt sich davon inspirieren.
7. Und was hat dem Science-Fiction-Autor Cory Doctorow
geholfen? Eine Beobachtung, die wahrscheinlich auch schon so mancher von uns
gemacht hat: For many years, I was plagued by writer's block which is best
understood as the crippling fear that the words you write when you aren't
"inspired" will be bad words, unworthy and irremediable words ... I
came to realise that though when I wrote, I felt that I was either writing
"good" words or "bad" words, that six months after the
fact, I couldn't tell the difference. Er war wie gelähmt von der Angst,
unaussprechlich schlecht zu schreiben, stellte aber irgendwann fest, dass er
ein halbes Jahr später nicht sagen konnte, welche Teile eines Texts ihm
seinerzeit gefallen hatten und welche nicht. Das ist Dir vielleicht auch schon
so gegangen: Du warst Dir unsicher bei einer Geschichte: War sie gelungen? War
es peinlicher Mist? Und dann hörst Du von Lesern, wie sehr sie eben diese Story
lieben. Du bist einfach oft zu nah dran, um die Qualität Deiner Texte
beurteilen zu können. Ganz besonders im Moment des Schreibens. Dir das bewusst
zu machen, kann ebenfalls gegen Schreibängste helfen.
Bei den
vorhergehenden #Schreibempfehlungen für längere Texte habe ich Dir eine Menge
Vorschläge gemacht, wie Du Schreibblockaden überwinden, unterlaufen, umgehen
oder sie durchbrechen kannst. Versuche herauszufinden, was Dir in welchen
Situationen am besten hilft. Und dann tu's.
Solltest
Du Methoden gefunden haben, um die Schreibangst zu bekämpfen und produktiver zu
sein, die nicht in meinen Schreibempfehlungen vorkommen, so schick mir ein Mail
oder kommentiere meine Beiträge.
Ich lerne
gerne dazu.
Christoph
Frei
www.akademisches-lektorat.ch
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