Montag, 22. Januar 2018

Meine zwölfte #beste Schreibempfehlung



WIE ICH MEINE SCHREIBWIDERSTÄNDE ÜBERWINDE

Aller Anfang ist schwer – das sagt man nicht ohne Grund. Dafür gibt es gute Gründe, schliesslich muss und will ich mit Artikeln und Schreibworkshops meinen Lebensunterhalt verdienen. Da bleibt manchmal nicht viel Zeit oder Kraft für anderes.


Es ist aber auch so, dass ich das Schreiben zu häufig hinausschiebe (auf Neudeutsch: ich prokrastiniere). Das heisst, besonders schwer fällt es mir, die Datei zu öffnen und mit dem Schreiben zu beginnen. Was nicht so ungewöhnlich ist. Vielen geht es so. Deshalb möchte ich hier erklären, wie ich es in den letzten Wochen geschafft habe, wieder besser voranzukommen.



Erstens habe ich mir einen kleinen Kalender ausgedruckt und darin die Tage abgehakt, an denen ich an meinen Texten gearbeitet habe. Die Idee dahinter nennt sich «Don't break the chain». Ich möchte eine möglichst lange, ununterbrochene Kette von Tagen erzeugen, an denen ich an dem betreffenden Projekt gearbeitet habe. Wie ich an den Lücken auf dem Kalender erkennen kann, wirkt das auf mich nur mit Einschränkungen motivierend. Offensichtlich habe ich nicht wirklich Probleme damit, Gründe zu finden, die Kette zu unterbrechen.


Zweitens habe ich den Umstand genutzt, dass ich in Cafés besonders gut und konzentriert schreiben kann und dass ein Grund dafür vermutlich die Hintergrundgeräusche sind. Um Zeit und Geld zu sparen, habe ich das Café ins Haus geholt. Das Internet macht's möglich. Ich setze Kopfhörer auf und höre dank «Coffitivity» die Stimmen und andere Töne in einem Campuscafé.


Drittens:  Als weiteres Signal, mit dem Schreiben zu beginnen, stelle ich mir einen Küchenwecker. Und zwar soll er nach 15 Minuten klingeln. Nur ein Viertelstündchen lang will ich mich zwingen, meine Geschichte weiterzuspinnen. Warum nur so kurz? Weil ich die Methode «Kleine Schritte» anwende, die ich in meinem Blog vor einiger Zeit beschrieben habe.


Viertens habe ich mich aber auch für 15 Minuten entschieden, weil ich mir einen weiteren Trick bei Samantha Bennett abgeschaut und das entsprechende Zitat sogar auf eine Karteikarte geklebt habe. «I will now set my kitchen timer for fifteen minutes and just play around with my creative idea in a light, fun, beta-testing sort of a way and then see what happens.» Was mir immer wieder hilft, etwaige innere Widerstände zu überwinden, ist der zweite Teil von Samanthas Rat: „and play around ... in a light, fun, beta-testing sort of a way“. Der Gedanke, nur spielen zu wollen, vertreibt jeglichen (Erfolgs)Druck. Mein Fazit: Auf dem Kalender bleiben immer mal Tage oder auch eine Woche oder mehr unabgehakt. Für mich funktionieren starre, strenge Massnahmen wie „Don't break the chain“ nicht wirklich gut. Sie reizen mich eher zum Widerspruch und Widerstand. Was sich besser bewährt, ist ein flexibler Ansatz, eine Mischung aus der Macht der Gewohnheit (halbwegs regelmässig, aber nicht zwangsläufig täglich zu schreiben), kleinen Schritten und dem Gedanken, einfach ein wenig mit meinen Ideen und Geschichten zu spielen. Dann schreibe ich letztlich nicht nur eine Viertelstunde, sondern so gut wie immer länger, oft sogar Stunden.


Christoph Frei





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