Der Versionenschreiber
Bist Du
ein Versionenschreiber, so fällt es Dir leicht,
ins Schreiben zu kommen. Um Ideen zu sammeln, bietet sich deswegen als erstes
ein „Freewriting“ als „Quasi-Erstversion“ an. Hierbei kommst Du als
Versionenschreiber schnell zu Ideen, aus welchen Du dann nach und nach einen
Text entstehen lässt. Als Versionenschreiber solltest Du Dir ein Datum setzen,
bis zu dem Du Dich für eine Version entscheiden musst, damit genug Zeit für die
Endkorrektur bleibt. „Schreiben heisst umschreiben“, so formulieren es Andrea
Frank, Stefanie Haacke und Swantje Lahm in ihrem Buch „Schlüsselkompetenz
Schreiben“. Als Schreibberaterinnen am Schreiblabor der Universität Bielefeld
vermitteln auch sie ihren Ratsuchenden, wie vorläufig erste Textversionen sind
und sein sollten. Schreiben hat immer den Aspekt des Umschreibens. Der Text ist
rohes Material. Du überdenkst, formst
um, formulierst anders, bis zum Schluss die Endfassung steht, die viel oder
wenig mit der ursprünglichen Version gemeinsam hat. Versionenschreiben gehört
also bei den meisten Schreibenden dazu. Erst wenn diese Tendenz besonders stark
ausgeprägt ist, bist Du ein eindeutiger Versionenschreiber. Andernfalls
vermutlich eine Mischform, zumal alle Schreibstrategien miteinander kompatibel
sind.
Vorzüge
des Versionenschreibens
a) Der
Charakter des Vorläufigen hilft Dir, unzensiert und früh zu schreiben.
b) Du produzierest
schnell viel Text. Das ist von Vorteil, wenn Du dadurch Deine Gedanken klären kannst
und Schreibblockaden vorzubeugen in der Lage bist.
c) Du
kannst aus verschiedenen Versionen die beste auswählen.
d) Durch
mehrere Anläufe gelangst Du nach und nach zum Zentrum dessen, was Du ausdrücken
willst.
Grenzen des Versionenschreibens
a) Ein Vorteil des
Versionenschreibens kann zugleich sein grösster Nachteil sein: Durch die grosse
Textmenge verlierst Du leicht den Überblick. Die Frage: „Welche Version ist die
beste?“ kann dann zur Belastung werden.
b) Wenn es schnell gehen muss, fährst
Du als Versionenschreiben nicht gut: Deine Schreibstrategie dauert meist
deutlich länger als eine folgerichtig durchdachte Einzelversion.
c) Möglicherweise frustriert Dich
die Tatsache, dass Du viel Text verwerfen musst.
Tipps für Versionenschreiber
a) Plane die Hälfte der gesamten
Schreibzeit für das Versionenschreiben, sonst kannst Du Deiner Neigung zu mehreren
Versionen nicht in Ruhe nachgehen.
b) Prüfe Deinen
Anspruch und entscheide immer wieder neu: Muss die fünfte Textversion wirklich
noch sein? Geht es auch ohne weiteres Umschreiben? Frage Dich ausserdem: Arbeite
ich noch kreativ oder schon unter Zwang?
Bilder: Wolfgang Trust
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