Meine
zweite #beste Schreibempfehlung
MIKROSCHRITTE:
„I love writing. I hate starting to write.” Dean
Wesley Smith. So wie Smith, geht es vermutlich vielen anderen ebenfalls. Er
empfiehlt, täglich zu schreiben und öffentlich (in einem Blog zum Beispiel)
Rechenschaft über die produzierten Wörter abzulegen.
Ich
persönlich glaube, dass ausserdem die Macht der Gewohnheit auf seiner Seite
steht. Wenn etwas nämlich zur Gewohnheit wird, etwa das tägliche Schreiben,
müssen wir uns nicht jedes Mal aufs Neue entscheiden, ob wir es tun wollen oder
nicht. Es geschieht automatisch.
Was
kannst Du tun, bis so eine Gewohnheit sich ausbildet? In der konkreten
Situation, wenn Du weisst, Du musst oder willst eigentlich schreiben, Deine
inneren Widerstände jedoch zu gross sind, was machst Du dann?
Statt zu
prokrastinieren, nimmst Du Dir etwas vor, das alles andere als einschüchternd
wirkt. Die Gliederung Deiner Hausarbeit und vorläufige Überschriften einzugeben
oder eine halbe Stunde an Deinem Text zu schreiben. Die Erfahrung zeigt, dass
man meistens weitermacht, wenn der erste Widerstand überwunden ist. Und sollte
dies doch einmal nicht der Fall sein, hast Du zumindest etwas geschafft, was
mehr ist als gar nichts. Doch Du kannst es Dir noch leichter machen! Mit einer
Methode, die «Mikroschritte« genant wird.
Der Autor
Richard Ridley zum Beispiel nimmt sich vor, ein Wort pro Tag zu schreiben. Natürlich lässt er es nicht damit bewenden. „My goal
while writing a book is to write one word a day. Not only have I never come
short of my goal, I have far exceeded that one-word-a-day benchmark every
single time, occasionally by as much as 6,000 times“, schreibt er. Jedes Mal
hat er also sein Soll übererfüllt, und zwar erheblich.
Das
erstaunt wohl niemanden. Die Anfangshürde war so lächerlich niedrig, dass sie
selbst auf extrem ängstliche Menschen nicht bedrohlich wirken konnte. Falls Du
jedoch jemand bist, den selbst ein Ziel von einem Wort pro Tag einschüchtert,
dann nimm Dir doch vor, nur die Datei zu öffnen oder Dich ein Mal mehr im Bett
zu drehen. Diesen Tipp habe ich im Blog von Franz Grieser entdeckt, der ihn bei
Mark Forster gefunden hat. Weniger Einstiegsschwelle geht nicht!
Alle
Mini- und Mikroschritte bewirken dasselbe: Sie nehmen unserem Schreiben das
Bedeutsame, wir haben nicht mehr das Gefühl, dass ein Fehler, den wir in diesem
alles entscheidenden Kapitel machen könnten, über unsere gesamte Zukunft als
Autoren bestimmt. Was kann schon passieren? Wir öffnen doch nur die Datei, wir
schreiben doch nur ein Wort, wir wollen doch nur spielen.
Christoph Frei
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