Samstag, 16. Dezember 2017

Meine dritte #beste Schreibempfehlung


SPRICH MIT DIR SELBST:

Führe Selbstgespräche. Wenn Du spontan im Kopf formulierst, ist der Druck geringer. Es wird ja nichts festgeschrieben. Es zählt ja noch nichts. Du spielst nur oder fantasierst. Beim Spazieren, beim Joggen oder beim Autofahren.

Die Aufforderung, Selbstgespräche zu führen, zeigt im Wesentlichen, dass es fast allen Schreibenden zuweilen an guten Einfällen mangelt. Natürlich macht das Angst, so dass die meisten (und ich gehöre auch dazu) dann der Tendenz unterliegen, das Schreiben hinauszuschieben oder gar zu verschleppen.

Um dem vorzubeugen, kannst Du Dir einige Tricks aneignen, indem Du zum Beispiel auf dem Weg zur Bibliothek, ins Seminar oder in der Strassenbahn mit Dir selber sprichst, indem Du Dich an den Artikel oder die Passage, die Du schreiben sollst, gedanklich akklimatisierst. Mit andern Worten spielst Du den Einstieg in den Text in Gedanken einige Male für Dich durch. Nach einer Viertelstunde weisst Du in der Regel, wie Du Dein angefangenes Textgewebe weiterknüpfen willst. (Für diesen Zweck solltest Du natürlich immer Papier und Bleistift oder einen Laptop bei Dir haben. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an den Satz von Max Frisch, dem zufolge die besten Ideen auf dem Weg zum Schreibtisch vergessen gehen.)

Und wäre Dir das alles erst am Schreibtisch eingefallen, so wäre die Hemmschwelle, es niederzuschreiben, deutlich grösser, vielleicht aus Angst, etwas Banales auszuformulieren, oder es wäre Dir eben nichts eingefallen wegen des gefühlten Zwangs, sogleich etwas Gehaltvolles festhalten zu müssen, anstatt zuerst einmal Deinen Gedanken nachzuhängen.


Christoph Frei

https://www.facebook.com/Textredaktion/
http://www.akademisches-lektorat.ch/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen