Dienstag, 6. Februar 2018

Meine siebzehnte #beste Schreibempfehlung  



TRENNE DIE SCHREIBPHASEN

Viele meiner Studentinnen und Studenten trennen die Schreibphasen nicht konsequent und wundern sich dann, wenn keine anständigen Texte entstehen. Setzen wir der Einfachheit halber zwei Schreibphasen voraus: Zunächst schreibst Du einen Entwurf, eine erste Fassung. Diese überarbeitest Du dann solange, bis das Ergebnis brauchbar oder gut (wenn auch nie perfekt) ist.




Ein möglicher Grund für Schreibblockaden besteht darin, dass der innere Kritiker sich schon während der ersten Phase überlaut bemerkbar macht. Deshalb solltest Du die beiden Phasen konsequent auseinanderhalten. Also beim Schreiben der ersten Fassung dem inneren Kritiker konsequent den Mund verbieten oder ihn einfach nicht beachten.



Bei der Überarbeitung, dem zweiten Schritt; darf er sich dann ruhig wieder melden. Aber möglichst höflich, bitte. Der Vorteil dieser Schreibstrategie liegt im Umstand, dass Du Dir beim ersten Entwurf sagen kannst: «Diesen Text braucht nie jemand zu sehen. Der ist nur für mich.» - Das befreit ungemein. Vielleicht sind Kinder, wenn man sie lässt, aus diesem Grund so kreativ und voller Einfälle. Es fehlt ihnen der «innere Zensor».



Um nochmals auf den Anfang zurückzukommen, zeigt sich bei vielen meiner Studenten, dass sie die Schreibphasen nicht trennen und also auch auf keinen grünen Zweig kommen. Indem sie zum Beispiel mit Kugelschreiber einen Aufsatz schreiben und jeden kleinen Fehler sogleich mit flüssig Tipp-Ex korrigieren wollen, vermischen sie konsequent Schreib- und Korrekturphase. Vielleicht kennst Du das,  oder machst es gar selber.



Da sie unentwegt darauf warten müssen, bis das flüssig Tipp-Ex eingetrocknet ist, kommen sie gar nie in einen Schreibfluss. Möglicherweise schreiben sie sogar zu früh wieder mit ihrem Kugelschreiber, stellen fest, dass das flüssig Tipp-Ex noch gar nicht trocken ist, und beginnen wieder von vorne. Wer kann sich dann noch wundern, wenn überhaupt nie ein Schreibfluss entsteht, sie gleichsam immer wieder entgleisen, statt einmal richtig gut aufgegleist ihre Schreibstrecke runterzusurfen.


Christoph Frei


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