Wie man seine Bachelorarbeit erfolreich in den Sand setzt
Der erste akademische Abschluss soll
mit einer guten Note gekrönt werden! Freilich setzt man sich dadurch selber
zusätzlich unter Druck. Quälende
Motivationstiefs wechseln sich mit hektischen Schreibphasen ab, etliche
Entwürfe landen im Papierkorb, bis Du schliesslich mehr schlecht als recht
etwas zusammengestiefelt hast, das halbwegs einer wissenschaftlichen Arbeit
gleicht.
Eigentlich solltest Du mit der
Bachelor-Arbeit die Fähigkeit beweisen, innerhalb einer vorgegebenen Frist ein
Problem aus dem jeweiligen Fach selbständig nach wissenschaftlichen Methoden zu
bearbeiten. Klingt gar nicht so schwierig, kann aber zur reinsten Qual werden,
wenn Du die Arbeit zum Beispiel falsch aufgegleist hast. Diesen und andere Fehler gilt es zu vermeiden:
1. Du wählst ein Thema, das Dich
nicht wirklich interessiert.
Es ist hart genug, sich monatelang
einem Thema zu widmen und 50 Seiten oder mehr damit zu füllen. Wenn Dir dann
noch die intrinsische Motivation fehlt, der Fragestellung auf den Grund zu
gehen, sind Schreibblockaden und Motivationstiefs vorprogrammiert. Dann helfen
auch keine gutgemeinten Schreibtipps mehr.
2. Du wählst Dein Thema zu breit.
30, 40, 50 Seiten mögen Dir viel
erscheinen, sind aber für die tiefgehende Bearbeitung einer Fragestellung sehr
begrenzt. „Untersuchungen zur Bewusstseinsgestaltung fiktionalen Erzählens“ ist
zum Beispiel ein viel zu allgemeines Thema. Eingeschränkt auf „Narrative Strukturen in Georg Büchners Lenz-Erzählung“ entspricht es
schon eher dem Umfang einer Bachelor-Arbeit.
3. Du wählst ein Thema, zu dem Du
wenig Vorwissen hast.
Ein Thema zur „Erzähltheorie“ scheint
Dir reizvoll, in letzter Zeit hast Du Dich aber vor allem mit Brechts „Dramentheorie“
befasst. Du sparst Dir viel Zeit und Recherche-Aufwand, wenn Du bei Deinen
Leisten bleibst. Idealerweise kannst Du mit dem Thema Deiner Bachelor-Arbeit
sogar an vergangene Seminararbeiten anknüpfen.
4. Du fängst zu spät an.
Sobald
Du das Thema mit Deinem Betreuer abgestimmt hast, solltest Du beginnen. Das geht
auch, bevor Du Deine Bachelor-Arbeit offiziell anmeldest. Schreibe zu Beginn alles
nieder, was Dir zu Deinem Thema einfällt. Leihe Dir gleich die wichtigste
Literatur aus. So setzt Du Dich ein wenig selber unter Druck, Dich ins Thema einzulesen.
5. Du machst die Gliederung erst am
Schluss.
Eine wissenschaftliche Arbeit
bedeutet nicht, alles Relevante zu einem Thema zusammenzuschreiben und dann zu
schauen, wie man es am besten in Kapitel einteilen könnte. Vielmehr solltest Du
schon zu Beginn eine vorläufige Gliederung schreiben und diese dann Punkt für
Punkt ausformulieren. Der grobe Aufbau Deiner Arbeit sollte stehen, bevor Du
mit dem eigentlichen Schreiben anfängst. - Freilich brauchst Du hierzu Leitfragen.
6. Du sprichst nicht mit Deinem
Betreuer.
Dein Betreuer ist nicht nur dazu da,
Dein Thema abzusegnen und das fertige Werk entgegenzunehmen. In regelmässigen
Gesprächen kann Dir seine Kritik helfen, Schreibblockaden zu lösen und Deine
Arbeit voranzutreiben. Allein schon der Druck, bis zum nächsten Termin vom
bisherigen Stand der Arbeit zu berichten, setzt das Reflektieren über Dein
Thema und den Schreibprozess in Gang.
7. Du quälst Dich durch
Schreibblockaden hindurch.
Wenn Du seit drei Tagen über Deiner Arbeit sitzt und einfach nicht vorankommst, quäle
Dich nicht weiter, sondern nimm zwei bis drei Tage frei - nicht um im Internet zu surfen oder bei Netflix abzuhängen, sondern um Freunde in einer anderen Stadt zu treffen, Deine
Tante zu besuchen oder Snowboarden zu gehen. Wenn Du danach Dein Geschriebenes
noch einmal durchliest, kannst Du mit dem nötigen Abstand weiterschreiben.
8. Du unterschätzt die technischen
Details.
Ausser dem eigentlichen Text gehören
noch Inhaltsverzeichnis, Fussnoten und Literaturverzeichnis zu Deiner
Bachelor-Arbeit. Und gerade bei diesen Formalitäten liegt der Teufel im Detail.
Du kannst Dir viel zeitraubendes Klicken sparen, wenn Du Dich mit ein paar
nützlichen Tools beschäftigst: Mit Formatvorlagen in Word gestaltest Du
beispielsweise Überschriften, Zitate und Absätze einheitlich. Citavi hilft beim Erstellen des
Literaturverzeichnisses und Latex erleichtert
das Arbeiten mit Formeln.
9. Du vergisst, ein Backup Deiner
Arbeit anzulegen.
Speichere Deine Bachelor-Arbeit
unbedingt doppelt ab. Viren infizieren Deinen Laptop besonders gerne dann, wenn Du es am wenigsten
brauchen kannst. Also speichere Dein vorläufiges Werk nach jeder
Schreib-Session an einem anderen Ort als Deinem PC, sei es auf einem
USB-Stick oder in einer Cloud.
10. Du lässt die Arbeit nicht
Korrektur lesen.
Formale Kriterien werden oftmals
unterschätzt, obwohl diese zu wesentlichen Teilen in die Bewertung einfliessen.
Dazu gehören eine einheitliche Zitierweise, möglichst keine Rechtschreibfehler
und eine durchgängig einheitliche Formatierung. Auch solltest Du die Arbeit
unbedingt von jemandem Korrektur lesen lassen, am besten von einem
professionellen Lektor. Das bringt die nötigen Zusatzpunkte, damit Dein erster
akademischer Abschluss mit einer guten Note bewertet wird.
Christoph Frei
www.akademisches-lektorat.ch
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