Anleitung von Abschlussarbeiten
Abschlussarbeiten
sind eine didaktisch schwierige Situation, als sie Prüfungsleistungen sind,
aber eine Fähigkeit prüfen, die erst während der Prüfung selbst gelernt wird.
Da die Studierenden zuvor keine Abschlussarbeit geschrieben haben, sind ihnen
nur ähnliche Leistungen aus Seminararbeiten bekannt. Für die Anleitenden ergibt
sich daraus das Problem, dass sie immer in einer Doppelrolle aus hilfreiche
Coachs und Beurteiler auftreten. Beide
Rollen sind wichtig. Die Kriterien für die Beurteilung der Arbeiten müssen
expliziert und kommuniziert sein. Bis die Arbeit jedoch fertig für eine
Beurteilung ist, ist Unterstützung und Anleitung der wichtigere Part.
Abschlussarbeiten verlangen in der Regel eine selbstständige Leistung von den
Absolventen, die in der Anwendung fachspezifischer Methoden und Arbeitsformen
liegt. Jeder Studiengang hat eigene Reglements, wie die Themenvergabe,
Bewertung und Benotung zu erfolgen hat. Es ist nicht möglich, in diesem Rahmen
auf die organisatorische Gestaltung der Abschlussarbeiten einzugehen. Hier sei
nur kurz auf einige Möglichkeiten eingegangen, die sich für eine intensivere
Unterstützung der Abschlussarbeiten bieten. Aufgabe der Anleitung ist es, die
Studierenden durch den im letzten Abschnitt dargestellten Prozess zu führen. In
Studiengängen mit ausgedehntem Seminarbetrieb sind den Studierenden die meisten
Schritte geläufig, jedoch nicht der Gesamtzusammenhang. Viele Studierende haben
zudem Defizite in einzelnen Punkten oder Fragen, die sich im Studium nie
stellen liessen. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Abschlussarbeit durch
Lehrveranstaltungen vorzubereiten oder zu begleiten, in denen so etwas wie ein
Kompetenz-Check stattfindet und die einzelnen Elemente des wissenschaftlichen
Schreibens noch einmal thematisiert werden.
Themenfindungsseminar: Es
bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, den Planungsprozess der Arbeit in
einer Lehrveranstaltung vorweg zu nehmen. Gleichzeitig lassen sich in einem
Wissenschaftliches Schreiben und studentisches Lernen die Grundlagen des
Zusammenfassens und Zitierens von Texten, das Rekapitulieren methodischer
Grundlangen, die Grundlagen von Wissenschaftssprache, Genres und Schreibprozess
rekapitulieren.
Begleitseminar: Es läuft
parallel zur Abschlussarbeit und bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, alle
Fragen zu thematisieren, die in den Abschlussarbeiten auftreten. Die
Teilnehmenden sollten also Gelegenheit haben, Planungsgrundlagen,
Gliederungsvorschläge, Textproben, methodische Vorgehensweisen usw.
vorzustellen.
Individuelle Anleitung: Für die
individuelle Anleitung gibt es viele bewährte Routinen, die in diesem Rahmen
nicht im Detail angesprochen werden können. Die meisten Betreuerinnen und
Betreuer von Abschlussarbeiten sollten wissen, dass der Bedarf an Anleitung
individuell sehr variabel sein kann und reagieren entsprechend flexibel darauf.
Was besonders beachtenswert zu sein scheint, ist eine schriftliche Planung für
jede Arbeit in Form eines Exposés, bei dessen Besprechung besonders auf die
Machbarkeit und auf den methodischen Weg zu achten ist. Ein Schreib-/ Forschungsprojekt kann nur dann gelingen, wenn die
Struktur des Projekts stimmig ist.
Beratung, Coaching, Krisenmanagement:
Abschlussarbeiten können sehr viel Stress bedeuten, besonders dann, wenn die
Bearbeitungszeiten kurz und die Anforderungen hoch sind. Hier ist es sinnvoll,
den Studierenden neben der Anleitung Hilfestellungen verfügbar zu machen wie
sie charakteristischerweise Schreibzentren anbieten. Ein gut zugängliches Beratungsangebot in Form eines begleitenden Lektorats,
das genau darauf zugeschnitten ist, den Schreibprozess zu bewältigen und mit
Schreibkrisen umzugehen, ohne die Probleme zu pathologisieren, lohnt sich für
die meisten Studierenden.
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